siebter Auftritt (Thema: Nathan der Weise)

Inhaltsangabe zum siebter Auftritt aus dem dritten Aufzug aus "Nathan der Weise" von Lessing

Schnellübersicht
  • Achtung, wichtige Szene!
  • Saladin kommt zurück. Nathan berichtet, dass er bereit wäre, seine Überlegungen vorzutragen.
  • Nathan erzählt die Ringparabel:

    • Ein Mann besaß einen magischen, wertvollen Ring geschmückt mit einem Opal, der die Kraft besaß "vor Gott und Menschen angenehm zu machen".
    • Der Mann wollte den Ring für immer in der Familie behalten. Er vermachte ihn daher nach seinem Tod demjenigen seiner Söhne, den er am meisten liebte. Er verfügte außerdem, dass dieser genauso verfahren solle usw. (den Ring also immer an den jeweils liebsten Sohn vererben).
    • Eines Tages erbte ein Mann den Ring, der drei Söhne hatte. Alle drei seiner Söhne liebte er aber gleichermaßen - auch wenn sich ab und an mal kurzfristig einer der drei von den anderen absetzen konnte.
    • Er versprach den Ring daher allen dreien - was er natürlich nicht einhalten konnte, denn es gab ja nur ein Exemplar.
    • Er ließ daher einen Künstler zwei völlig gleiche Kopien des Ringes anfertigen und gab schließlich die drei Ringe - unter ihnen der Echte - an seine Söhne zusammen mit seinem Segen und starb.
    • Die Folge war absehbar: Die Söhne stritten sich darum, wer den echten Ring hatte, denn wer diesen besaß, der hatte auch die höchste Stellung im Haus.
    • Die Söhne gingen vor Gericht. Jeder sagte aus, der Vater habe ihm ganz direkt den Ring versprochen - und könne ihn nicht angelogen haben. Die anderen Brüder müssten daher lügen.
    • Der Richter entschied: Der Vater müsse hergeholt werden und aussagen. Da dieser aber bereits tot war, erinnerte er sich an die magische Wirkung des Ringes. Der echte Ring müsse diese magische Wirkung ausstrahlen.
    • Er stellt aber auch fest, dass keiner der drei Söhn "angenehm" gegenüber anderen sei, sondern nur gegenüber sich selbst. Der echte Ring sollte aber das Gegenteil erzeugen. Daher kommt er zu dem Schluss, dass der echte Ring bereits verloren gegangen ist und alle drei Ringe Kopien seien.
    • Um dennoch zu beweisen, dass einer der Ringe echt sei, müssten die Söhne nun nach außen hin ihre Liebe gegenüber anderen Menschen beweisen. Sie müssten darum geradezu wetteifern.
    • Eines Tages würde dann ein anderer Richter gegenüber den Nachkommen entscheiden, wem dieser Auftrag gelungen sei.
  • Der Sultan äußert sich zunächst unzufrieden über diese Geschichte (etwa in der Mitte der Erzählung). Er meint, dass die Religionen grundverschieden seien, Nathan weist aber daraufhin, dass der Glaube an diese Unterschiede nur auf den Erzählungen der Vorfahren gründet.
  • Der Sultan hört danach wieder interessierter zu.
  • Am Ende der Geschichte ist er vollends begeistert. Er bewundert Nathans Weisheit und streitet entschieden ab, dass er dieser zweite Richter aus der Geschichte sein wolle.
  • Saladin will mit Nathan Freundschaft schließen.
  • Nathan bietet Saladin Geld für einen drohenden Krieg an, Saladin reagiert misstrauisch.
  • Sie kommen auf den Tempelherrn zu sprechen. Saladin äußert, dass dieser seinem Bruder ähnelt. Auch die Rettung Rechas würde auf einen ähnlichen Charakter hindeuten.
  • Saladin weist Nathan an, den Tempelherrn zu holen. Nathan geht ab, Saladin geht zu seiner Schwester Sittah.


1. Ort


In einem Audienzsaal im Palast des Sultans Saladin.


2. Personen


  • maennlich Sultan Saladin
  • maennlich Nathan
  • weiblich Sittah (nicht aktiv, wird nur erwähnt)
  • weiblich Recha (nicht aktiv, wird nur erwähnt)
  • maennlich Tempelherr (nicht aktiv, wird nur erwähnt)


3. Was passiert vorher/nachher?


Vorher:
Saladin und Sittah besprachen ihr Vorgehen gegenüber Nathan. Saladin äußerte bedenken, ob er Nathan rhetorisch gewachsen sei, Sittah beruhigte ihn aber wieder.
Später sprach Saladin mit Nathan, welcher in diesem Gespräch seine Weisheit herunterspielte und sich in Bescheidenheit übte. Saladin fragte Nathan nach der besseren der drei großen Religionen und gab diesem einige Minuten Bedenkzeit.

Nachher:
Der Tempelherr gesteht sich in einem Monolog ein, dass er Recha liebt. Im Gespräch mit Nathan erzählt er dies und bittet um Rechas Hand. Nathan aber weicht aus und will zunächst mehr über die Vergangenheit des Tempelherrn erfahren.
Später spricht der Tempelherr mit Daja, welcher er von seiner Liebe erzählt. Daja vertraut ihm an, dass Recha getauft wurde und in Wahrheit eine Christin sei.


4. Ringparabel


Der Schluss liegt nahe, dass in der Ringparabel die drei Ringe für die drei Religionen stehen. Die Söhne stehen jeweils für Gruppe der Menschen, die einer Religion angehören (= den Ring tragen).
Dementsprechend ist dann auch die Botschaft ausgelegt: Die drei Religionen wurden von ihrem Vater - also Gott - gleichberechtigt geschaffen und die Träger der Ringe - also die Menschen - wurden alle von Gott genauso geliebt und beachtet. Anstatt dieser Meinung aber ausreichend Beachtung zu schenken, zerstritten sich die Gläubigen lieber darüber, welche Religion nun die echte, ursprüngliche sei (= der echte Ring), nur um über diesen Weg die Vorherrschaft zu erhalten (= Vorherrschaft im Haus). Durch diesen Streit gaben die Religionen allerdings auch automatisch ihre Fähigkeiten der Nächstenliebe gegenüber zugehörigen der anderen Religionen auf, verachteten sie sogar. Das war aber das Gegenteil dessen, wofür der ursprüngliche Ring geschaffen worden war, nämlich um "gegenüber Gott und den Menschen angenehm zu machen". Damit verkannten die Religionen also ihren eigentlichen Auftrag.
Bei wikipedia stehen auch noch einige Interpretationsansätze, die man sich evt. mal anschauen sollte.



5. wichtige Textstellen


Zitat: III, 7 (Ende der Ringparabel)
Nathan:

Wohlan!
Es eifre jeder seiner unbestochnen
Von Vorurteilen freien Liebe nach!
Es strebe von euch jeder um die Wette,
Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag
Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,
Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
Mit innigster Ergebenheit in Gott
Zu Hilf'! Und wenn sich dann der Steine Kräfte
Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:
So lad ich über tausend tausend Jahre
Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen
Als ich; und sprechen. Geht! - So sagte der
Bescheidne Richter.

Zitat: III, 7
Saladin:

(..) [Der Tempelherr]? Hat er (..) [Recha gerettet]? - Ha! darnach sah er aus.
Das hätte traun mein Bruder auch getan,
Dem er so ähnelt!
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