Charakterisierungen und Personenkonstellation (Thema: Hamlet)

Charakterisierungen aller wichtigen Personen aus Hamlet von William Shakespeare, sowie deren Beziehungen zueinander

1. Personenkonstellation


Personenkonstellation

Hinweis: Rosencrantz und Guildenstern fehlen in der Abbildung, da einfach der Platz fehlte und die beiden sowieso nicht sonderlich wichtig sind.


2. Hamlet


Er ist die Hauptperson und der Titelgeber des Stücks. Sein Alter wird auf etwa 30 Jahre geschätzt. Sein Vater, genannt „Old Hamlet“, wird bereits vor Beginn der Erzählung von Claudius ermordet. Seine Mutter, Königin Gertrude, heiratet daraufhin seinen Onkel, Claudius. Dieser Schritt der Mutter versetzt Hamlet in Wut und löst Verachtung bei ihm aus, möglicherweise auch etwas Neid und Angst vor dem Verlust der Mutterliebe.

Hamlet studiert in Wittenberg und ist daher als eher gebildet einzustufen. Er besitzt die Fähigkeit zur Selbstreflexion, neigt aber auch stark zur Melancholie und zeigt immer wieder Selbstzweifel und einen gewissen Mangel an Selbstvertrauen. Er ist eher zögerlicher Natur und hat gerade zu Anfang des Stücks Probleme damit, seine Gefühle in Worte zu fassen. Häufig umschreibt er sie daher. Erst später verbessert sich allmählich seine Fähigkeit, sich auszudrücken.
Das ändert jedoch nichts daran, dass er durchaus sensibel ist und Gefühle deutlicher als andere wahrnimmt. Erkennbar ist dies nicht zuletzt an seiner Trauer nach dem Tod des Vaters, die bei ihm wesentlich länger anhält als bei der Mutter.


3. Claudius


Claudius ist der Bruder des ehemaligen Königs von Dänemark und dementsprechend Hamlets Onkel. Er ist ehrgeizig und machtbessessen. Um seine Ziele zu erreichen kalkuliert er kühl und emotionslos. So bringt er Hamlets Vater hinterhältig um, um so an die Macht zu kommen. Hamlet versucht er zwei mal aus dem Weg zu räumen, ebenfalls mit Listen, scheitert aber beide Male.

Allerdings zeigt Claudius teilweise auch eine andere, menschlichere Seite. So scheint die Liebe zu Gertrude echt zu sein. Auch den Mord an Hamlets Vater hat er offenbar nicht ganz so gut verarbeitet, wie es ihm lieb gewesen wäre. Sein Gebet um Vergebung für den Mord zeigt ein gewisses Maß an Reue und Angst.


4. Gertrude


Sie ist die Königin von Dänemark. Nach dem Tod von „Old Hamlet“ ist sie zunächst Witwe und heiratet dann Claudius, wodurch dieser König wird. Hamlet ist ihr Sohn, den sie von ganzem Herzen liebt. Seine Kritik an ihrer schnellen Wiederverheiratung mit Claudius nach dem Tod ihres Mannes kann sie nicht verstehen. Es ist zu vermuten, dass sie eine gewisse Zuneigung gegenüber Claudius empfindet.
Sie wirkt eher schwach und wenig interessiert an Wahrheiten. Erst als Hamlet sie direkt darauf anspricht, dass ihr verstorbener Ehemann wahrscheinlich ermordet wurde, kommt sie offenbar ins grübeln. Es ist aber auch nicht ganz auszuschließen, dass sie in den Mord verwickelt war.


5. Ophelia


Ophelia ist eine junge, unerfahrene und sehr schöne Frau. Hamlet liebt sie und es ist zu vermuten, dass sie diese Liebe erwidert. Ihr Vater (Polonius) und ihr Bruder (Laertes) geben ihr allerdings den „Befehl“, Hamlet zurückzuweisen. Sie fügt sich ohne Widerrede, wie es in dieser Zeit für Frauen üblich war. Sie spioniert sogar Hamlet aus, sobald man es von ihr verlangt. Ophelia ist daher, wie Gertrude, als eher schwach Person einzustufen. Diese Schwäche resultiert zum einen aus ihrer Unerfahrenheit, zum anderen aber auch aus der Rolle der Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft. Sie ist ihrem Vater und ihrem Bruder weitestgehend hilflos ausgeliefert und muss tun, was diese ihr „befehlen“. Eigene Rechte hat sie kaum.

Später im Stück, nach den Zurückweisungen durch Hamlet und nach dem Tod ihres Vaters, wird Ophelia wahnsinnig. In ihrem Wahn macht sie verschiedene sexuelle Anspielungen, die auf unterdrückte Instinkte hindeuten.
Sie begeht schließlich Selbstmord indem sie sich in einem Fluss ertränkt.


6. Polonius


Er ist der Kämmerer von König Claudius und Vater von Ophelia, sowie von Laertes. Polonius pflegt seine sozialen Beziehungen mit großen Eifer. So legt er erheblichen Wert auf sein Aussehen, seine Kleidung und auf sein Auftreten. Er zeichnet sich außerdem durch eine große Geschwätzigkeit aus und wirft gerne mit Weisheiten um sich. Es ist aber anzunehmen, dass dieses pseudo-intellektuelle Verhalten nur aufgesetzt ist, um seine eigentlichen Pläne und Intrigen zu verstecken.
Polonius gibt seiner Tochter Ophelia die Anweisung, Hamlet zurückzuweisen, da er nicht an dessen Liebe glaubt. Sie solle Hamlets Annäherungsversuche erst akzeptieren, wenn dieser einmal König sein sollte. Offensichtlich nimmt er an, dass andere genauso unehrlich vorgehen wie er selbst. Später behauptet er vor Claudius, dass Hamlet einfach „zu gut“ für seine Ophelia sei.

Bei dem Versuch, ein Gespräch zwischen Hamlet und Gertrude zu belauschen, wird er fälschlicherweise für Claudius gehalten und von Hamlet erstochen.

Zwei Zitate von ihm:
„Brevity is the soul of wit“ – In der Kürze liegt die Würze.
„To thine own be true“ – Bleib dir selbst treu (eine gewisse Ironie, dass er das sagt, obwohl er Ophelia anweist, ihre eigenen Gefühle zu ignorieren).


7. Laertes


Laertes ist der Sohn von Polonius und damit Ophelias Bruder. Er ist zwischenzeitlich in Frankreich, kommt aber zurück, sobald er vom Tod seines Vaters erfährt. Kurz darauf stirbt auch seine Schwester. Er reagiert mit Wut und Rachlust. Claudius überzeugt ihn davon, dass alles Hamlets Schuld sei und dass dieser daher sterben müsse. Mit einer List, die von Claudius ausgearbeitet wurde, versucht er Hamlet zu töten, stirbt dabei aber selbst. Erst kurz vor seinem eigenen Tod kann er Hamlet vergeben.
Hamlet und Laertes gleichen sich durch ihre starken Gefühle, das junge Alter und eine große Liebe zur toten Ophelia. Während Hamlet aber eher zögerlich ist, zeichnet sich Laertes durch eine draufgängerische und voreilige Art aus.


8. Rosencrantz und Guildenstern


Rosencrantz und Guildenstern sind zwei Männer, die in ihrer Kindheit mit Hamlet befreundet waren. Sie werden von Claudius gerufen, um Hamlet auszuspionieren. Um in der Gunst des Königs aufzusteigen tun sie dies bereitwillig und verraten dadurch ihren Freund. Später sorgt Hamlet mit einer List dafür, dass sie in England exekutiert werden.


9. Horatio


Er ist ein guter Freund von Hamlet und der einzige wichtige Charakter, der überlebt. Hamlet vertraut ihm bedingungslos und weist ihn kurz vor seinem Tod an, die Tragödie der Königsfamilie weiterzuerzählen, was er auch tatsächlich tut.


10. Fortinbras


Fortinbras ist der Prinz von Norwegen. Sein Vater wurde von Hamlets Vater getötet, daher würde er gerne gegen Dänemark in den Krieg ziehen und das Land erobern – sozusagen als späte Rache. Hamlet bewundert ihn nichtsdesotrotz für seinen Mut und seine Ehrenhaftigkeit.
Er hat nur wenige Auftritte im Stück und ist einer der ersten, der nach dem letzten Kampf die Szenerie betritt und die Leichen erblickt. Sobald er von Hamlets tragischer Geschichte erfährt befiehlt er, diesen mit allen militärischen Ehren zu bestatten. Dadurch zollt er Hamlet den selben Respekt, den Hamlet auch gegenüber ihm empfand.
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