Beziehungsentwicklung von Macbeth und Lady Macbeth (Thema: Macbeth)

Erläuterung inwiefern sich die Beziehung zwischen den beiden Partnern in Shakespeares Werk "Macbeth" verändert

Schnellübersicht
  • Zu Anfang ist Lady Macbeth die dominante Person in der Beziehung.
  • Am Ende ist Macbeth die dominante Person.
  • Erst ist die Beziehung von Zuneigung geprägt (partners in greatness),
    dann vor allem von gleichen Zielen (partners in crime, Beziehung wird förmlicher),
    dann zerfällt die Beziehung ganz.
  • Macbeth isoliert sich nach dem Mord an Duncan immer mehr von Lady Macbeth und weiht sie nicht mehr in seine Mordpläne ein.



1. Interpretation


Die Beziehung zwischen Lady Macbeth und Macbeth ist zu Anfang vor allem von Zuneigung geprägt:

Zitat: Akt 1, Szene 5, Vers 9f (Brief)
Lady Macbeth (reads):

(...)
to deliver thee, my dearest partner of
greatness
(...)

Zitat: Akt 1, Szene 5, Vers 57
Macbeth:

My dearest love

Nichtsdestotrotz ist aber zu diesem Zeitpunkt Lady Macbeth die dominante Person in der Beziehung. Sie ist es, die Macbeth zum ersten Mal die Anweisung gibt, den schönen Schein zu wahren:

Zitat: Akt 1, Szene 5, Vers 63
Lady Macbeth:

look like th`innocent flower,
But be the serpent under`t.

Lady Macbeth ist es auch, die Macbeth wieder zum Mord überredet, nachdem dieser zunächst Bedenken gezeigt hat (siehe Akt 1, Szene 7). Sie ist es auch, die den Plan ausarbeitet, wie Duncan zu töten sei.
Aber die Beziehung macht einen doppelten Wandel durch.
Zum einen wechselt ihre Zusammenarbeit von partners in greatness zu partners in crime. Nach dem ersten Akt tauschen Macbeth und Lady Macbeth keine Bekundungen der Zuneigung mehr aus. Stattdessen helfen sie sich nur noch gegenseitig, die Fassade aufrecht zu erhalten. So täuscht Lady Macbeth einen Schwächeanfall vor, sobald Macduff hinterfragt, wieso Macbeth die angeblich schuldigen Wachen direkt getötet hat, anstatt sie erst einmal festzunehmen, oder so entschuldigt Lady Macbeth das Verhalten Macbeths beim Bankett mit einer seltenen Krankheit unter der ihr Gatte leidet.

Zitat: Akt 3, Szene 4, Vers 53ff
Lady Macbeth:

My lord is often thus,
And hath been from his youth. Pray you, keep seat.
The fit is momentary; upon a though
He will again be well.

Zum anderen wechselt auch das Verhältnis der Dominanz innerhalb der Beziehung. Während zu Anfang Lady Macbeth die klar dominierende Person ist, ist es nach dem Mord Macbeth, der die Kontrolle übernimmt. Er lässt Lady Macbeth im Unklaren über seine kommenden Mordpläne, obwohl diese zuvor den Mord an Duncan komplett eigenhändig erdacht hatte.

Zitat: Akt 3, Szene 2, Vers 44ff
Lady Macbeth:

What`s to be done?


Macbeth:

Be innocent of the knowledge, dearest chuck,
Till thou applaud the deed.

Wie zusätzlich aus diesem Zitat hervorgeht, ändert sich auch die Art, wie sich die beiden Partner ansprechen. Macbeth verwendet hier die Ansprache "dearest chuck" (Akt 3, Szene 2, Vers 45), was ungefähr soviel heißt wie "mein liebstes Küken". Wäre Lady Macbeth zu diesem Zeitpunkt noch die dominante Person, dann würde er dies wohl kaum wagen. Im Gegenzug spricht Lady Macbeth ihn häufig als "Sir" an, oder verwendet das förmlichere "you" statt "thee". Um überhaupt ihren Gatten zu treffen muss Lady Macbeth zunächst einen Boten schicken und erfragen, ob dies dem König Macbeth genehm sei.

Zitat: Akt 3, Szene 2, Vers 3f
Lady Macbeth:

Say to the king, I would attend his leisure
For a few words.


Servant:

Madam, I will.

Im Zuge dieser Veränderung wie die Macbeths ihre Beziehung führen, erstirbt auch die Kommunikation zwischen ihnen. Nach dem Bankett gibt es keine Szene mehr, in der sich Macbeth und Lady Macbeth unterhalten. Lady Macbeths Bedeutung für die Entscheidungen Macbeths endet also weitestgehend mit dem Mord an Duncan. Lady Macbeth tritt im Verlauf des Dramas immer weiter in den Hintergrund. Nach dem Bankett ist ihr nächster Auftritt nur noch die Schlafwandelsszene und zuletzt erfährt der Zuschauer bzw. Leser von ihrem Tod - aber auch hier wieder nur durch andere Personen. Macbeths Kommentar zu ihrem Tod drückt nicht sonderliche Trauer über diesen aus, viel mehr scheint er eine sehr negative Meinung über das Leben im Allgemeinen zu haben:

Zitat: Akt 5, Szene 5, Vers 16ff
Macbeth:

She should have died hereafter;
There would have been a time for such a word.
Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow
Creeps in this petty pace from day to day
To the last syllable of recorded time;
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