14. Kapitel (Thema: Irrungen, Wirrungen)

vierzehntes Kapitel aus Irrungen, Wirrungen (Inhaltsangabe)

Schnellübersicht
  • Botho und Lene fahren nachdenklich und bedrückt nach Hause.
  • Nächsten Morgen: Botho erhält einen Brief von seiner Mutter.
  • Brief:
    Mutter bekommt zunehmend Druck von Onkel Osten und Käthes Familie,
    Käthes Familie wütend über Bothos Verhalten (Botho trifft keine klare Entscheidung),
    Geld von Bothos Familie wird immer weniger,
    Botho soll jetzt endlich eine Entscheidung treffen (ob Heirat mit Käthe oder nicht)
  • Botho reitet aus um alles zu durchdenken.
  • Er kommt am Grab eines Adligen vorbei, der in einem Duell gestorben ist.
  • Botho stellt fest, dass die soziale Herkunft das Leben von jedem bestimmt.
  • Nimmt sich einfache Leute als Vorbild: Diese heiraten nicht aus Liebe, sondern um Ordnung zu haben.


1. Inhaltsangabe


Kurz nach dem Spaziergang von Lene und den anderen Damen (Kapitel 13) trennen sich Botho und Lene von den anderen. Wie auch schon auf der Hinfahrt, so sitzen sie auch auf der Rückfahrt im Zug in einem leeren Waggon. Im Gegensatz zur Hinfahrt ist die Stimmung allerdings nicht gut, sondern bedrückt. Botho und Lene fühlen sich beide niedergeschlagen.
Alle Heiterkeit, die sie zeitweise in Hankels Ablage spürten, ist endgültig verflogen. Nach einiger Zugfahrt kommen sie am Görlitzer Bahnhof in Berlin an.
Lene verlangt von dort aus alleine nach Hause zu laufen, was Botho aber nicht zulässt. Stattdessen bestellt er eine Droschke. Die Fahrt scheint daraufhin ewig zu dauern, vorbei an einem Kanal und nur geprägt von einigen kleineren Zwangsunterhaltungen.
Nachdem sie angekommen sind, stellt Lene fest, dass keiner daran schuld gewesen sei, dass der Ausflug ein eher trauriges Ende
genommen hätte. Es sei eben einfach der Lauf der Dinge. Sie spürt deutlich, dass sich ihre Beziehung nun dem Ende zuneigt. Trotzdem ist sie dankbar für die schöne Zeit, die sie in diesem Sommer erleben durfte.

Am nächsten Tag sitzt Botho in einem Schaukelstuhl in seiner Wohnung. Während er raucht kommt immer wieder ein "dicker Brummer" durch eines der Fenster rein und fliegt um seinen Kopf herum. Genervt versucht er ihn mehrere Male wegzuscheuchen, doch es ist hoffnungslos, er kommt einfach immer wieder durch eines der Fenster herein. Nach einiger Zeit gibt Botho enttäuscht auf und scheucht den Brummer nicht mehr weg. Er stellt fest, dass Ergebung scheinbar überhaupt das Beste sei.
Aus seinen Gedankengängen wird er vom Postboten herausgerissen. Dieser überbringt ihm einen Brief von seiner Mutter und schon vor dem Öffnen ahnt Botho, dass der Inhalt für Lene sehr negativ ausfallen wird.

(Brief)
In dem Brief beschreibt seine Mutter, dass die finanzielle Lage der Familie zunehmend angespannter wird. Seine Mutter traut sich zudem kaum noch, Onkel Osten um Geld zu bitten. Dieser hinterfragt immer öfter, wieso Bothos Mutter nach Geld verlangt, wenn man sich ohne Probleme selbst helfen könnte - Botho müsste nur die reiche Käthe von Sellenthin heiraten. Auch die Sellenthins werden zunehmend gereizter. Sie haben genug von Bothos Abneigung, endlich eine endgültige Entscheidung zu treffen. Sie verlangen, dass er nun Auskunft darüber geben soll, ob er Käthe heiraten wird oder nicht. Die Sellenthins sorgen sich zudem, dass die Leute anfangen könnten, über ihre Tochter zu lästern. Das wird umso brisanter, da die jährlichen Zinsen vom Vermögen der Sellenthins schon fast höher sind, als das gesamte Vermögen von Bothos Familie.
Auch Bothos Mutter drängt nun direkt darauf, dass er endlich eine Entscheidung treffen solle, egal welche. Sie weist ihn aber darauf hin, dass das Wohl der gesamten Familie von dieser Heirat mit Käthe abhinge.

Nach dem Lesen des Briefes schießen Botho viele Gedanken durch den Kopf. Auch er weiß bereits, dass das Vermögen seiner Familie zur Neige geht. Trotzdem fragt er sich, ob er überhaupt eine andere Möglichkeit hat, sich zu entscheiden (eine andere als Käthe zu heiraten). Wie für einen Adligen zu erwarten, stellt er schnell fest, dass er nahezu nichts kann. Er könnte Kunstreiter werden oder Oberkellner. Auch Karten spielen und Karten austeilen beherrscht er, was für ein Spielkasino vielleicht reichen würde. Zur Fremdenlegion könnte er auch noch gehen. Letztlich sind das aber alles keine realistische Möglichkeiten, um eine Beziehung mit Lene zu haben und gleichzeitig seine gesamte Familie finanziell zu unterstützen.

Botho entscheidet sich, seine Gedanken bei einem Ausritt zu sammeln. Während des Reitens fragt er sich, wieso es ihm so schwer fällt, sich für die Heirat mit Käthe zu entscheiden, obwohl alle (auch Lene) von ihm genau diesen Schritt erwarten. Seine Antwort darauf ist recht einfach: Weil er Lene liebt, nicht Käthe. Lene zeichnet sich für ihn durch Einfachheit, Wahrheit und Natürlichkeit aus. Das sind Eigenschaften, die er im gesamten Adelsstand und somit auch bei Käthe vermisst. Er will aber trotzdem nicht gegen die ganze Welt und alle ihre Regeln kämpfen.
Während er nachdenkt, läuft sein Pferd weiter und bringt ihn schließlich an das Grab eines Adligen: Ludwig von Hinckeldey. Er erinnert sich an die Geschichte, dass dieser Mann in einem Duell gestorben war, vor dem ihn jeder gewarnt hatte. Somit gab er sich einer Standesmarotte hin und starb zwar dadurch - sein Tod war aber ehrenwert (nach Vorstellung seines Standes). Botho stellt dadurch fest, dass das Herkommen das Tun bestimmt (die soziale Herkunft eines Menschen bestimmt also sein gesamtes Leben). Er ist der Auffassung, dass es besser sei, zugrunde zu gehen, während man die Standesregeln einhält als dadurch zugrunde zu gehen, dass man gegen sie ankämpft.
Botho reitet weiter und beobachtet einige einfachere Leute. Er denkt über deren Leben nach und darüber, dass sie nicht aus Liebe heiraten, sondern um Ordnung in ihrem Leben zu schaffen. Ordnung ist seiner Meinung nach gleichzusetzen mit Ehe.
Langsam verfestigt sich in ihm die Entscheidung, Käthe zu heiraten - entsprechend seines Standes. Er denkt an Lene und daran, dass sie ihm vermutlich zustimmen würde, da auch sie die Ordnung schätzt. Trotzdem fällt es ihm schwer sich zu entscheiden und seine Stimmung ist weiter niedergeschlagen, während er schließlich wieder nach Hause reitet.


2. wichtige Textstellen


Zitat: S.95, Z.1ff
Lene:
Ach, mein einziger Botho, du willst es mir verbergen, aber es geht
zu End'. Und rasch, ich weiß es.


Lene meint ihre Beziehung zu Botho - und behält recht mit dieser Einschätzung.
Bereits kurze Zeit später müssen die beiden ihre Beziehung beenden.

Zitat: S.95, Z.10ff
Lene:
Es bleibt doch bei dem, was ich dir
gestern abend sagte. Dass ich diesen Sommer leben
konnte, war mir ein Glück und bleibt mir ein Glück,
auch wenn ich von heut ab unglücklich werde.

Zitat: S.101, Z.8ff
Botho:
Ich hab eine Gleichgültigkeit gegen den Salon und einen
Widerwillen gegen alles Unwahre, Geschraubte,
Zurechtgemachte. Chic, Tournüre, Savoir-faire - mir
alles ebenso häßliche wie fremde Wörter.


Botho fühlt sich in der Welt des Adels nicht wirklich wohl.
Alles was Gegenteilig zu Lene und ihrer Welt ist, sieht er äußerst negativ.

Zitat: S.102, Z.7ff
Botho:
Was predigt dies Denkmal mir? Jedenfalls das eine, dass das Herkommen
unser Tun bestimmt. Wer ihm gehorcht, kann
zugrunde gehn, aber er geht besser zugrunde als der,
der ihm widerspricht.
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