Botho von Rienäcker (Thema: Irrungen, Wirrungen)

Informationen zur Person "Botho von Rienäcker" aus "Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane

Schnellübersicht
  • Botho heißt mit vollem Namen "Baron Botho von Rienäcker" und ist ein Adliger, sowie die männliche Hauptperson des Romans.
  • Er lernt bei einem Ausflug Lene kennen, die beiden beginnen eine Liebesbeziehung. Er liebt an ihr das Einfache und Natürliche, während er eine Abneigung gegenüber dem Gespielten und Aufgesetzten des Adels zeigt. Botho zeigt Toleranz und Zuneigung gegenüber sozial niedriger gestellten Menschen, sowie gegenüber dem Einfachen und Bürgerlichen im Allgemeinen.
  • Trotz der Liebe hält die Beziehung nicht lange. Sie bricht unter Einfluss des Standesunterschiedes, sowie unter dem Druck von Bothos Familie zusammen. Hinzu kommt seine hohe Verschuldung, die er nur durch eine Heirat mit der reichen Käthe ausbessern kann.
  • Botho hat einen eher schwachen und nachgiebigen Charakter.
  • Später heiratet er die äußerst attraktive Käthe von Sellenthin. Ihre Oberflächlichkeit, sowie ihr Hang zum Albernen/Komischen stören ihn allerdings.
  • Botho braucht sehr lange um die Beziehung mit Lene zu verarbeiten (länger als Lene).



1. Über Botho


Baron Botho von Rienäcker ist der männliche Protagonist von Theodor Fontanes Roman "Irrungen Wirrungen". Botho ist ein Adeliger, der sich in Magdalene Nimptsch (kurz: "Lene") verliebt, die aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammt.

Die beiden lernen sich bei einem Sonntagsausflug auf dem See in Stralau (Berlin) kennen, bei dem Botho Lene nicht nur vor einem unfreiwilligen Bad im Fluss bewahrt, sondern ihr sogar das Leben rettet. Ihr Boot wäre nämlich beinahe mit einem Dampfer zusammengestoßen.
Im Folgenden entwickelt sich ihre Bekanntschaft zu einer romantischen Liebe, die jedoch stets vom Gefühl ihres unvermeidlichen Endes überschattet bleibt. Zum einen ist es der Standesunterschied, dem die Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts missbilligend gegenübersteht, zum anderen ist es die Verschuldung von Bothos Familie, die letzten Endes zum Scheitern der Beziehung führen muss, denn gerade sein verschwenderisches Leben ist es, das ihn dazu zwingt, die reiche Käthe von Sellenthin zu heiraten.


Zitat: Kapitel 8, über Bothos finanzielle Seite
Und das nennen Sie eine scharfe Ecke? Ich bitte Sie, Wedell, [Botho von] Rienäcker steht vor einer viel schärferen: Er hat 9000 jährlich und gibt 12000 aus, und das ist immer die schärfste aller Ecken, jedenfalls schärfer als die Heiratsecke. [Käthe zu] heiraten ist für Rienäcker keine Gefahr, sondern die Rettung.

Ausdrücklich sei hier betont, dass nicht über eine Heirat mit Lene, sondern über eine mit der Adligen Käthe von Sellenthin gesprochen wird.


Während Botho schwärmerisch von einer Zukunft mit Lene träumt und einen Hang fürs einfache Leben zeigt, wie es seine Angebetete Lene, ihre alte Pflegemutter Frau Nimptsch und das Nachbarsehepaar Dörr führen, sieht Lene selbst die Zukunft ihrer Beziehung von Anfang an wesentlich skeptischer - trotz ihrer starken Zuneigung zu Botho.


Zitat: Kapitel 4, Botho über niedrigere Stände
Jeder Stand hat seine Ehre. Waschfrau auch.


Schon früh scheint Lene zu ahnen, dass Botho trotz seines guten Willens nicht die notwendige Härte aufbringen wird, die ein Bruch mit seinem gesellschaftlichen Hintergrund erfordern würde. Diese charakterliche Stärke würde er insbesondere deshalb benötigen, da sein äußerst autoritärer Onkel, sowie seine Mutter gezielt Druck auf ihn ausüben, der schon längst zwischen den Eltern vereinbarten Heirat mit Käthe endlich zuzustimmen.


Zitat: Kapitel 8, über Bothos Charakter
Rienäcker, trotz seiner sechs Fuß, oder vielleicht auch gerade deshalb, ist schwach und bestimmbar und von einer seltenen Weichheit und Herzensgüte.

Bothos adlige Freunde bestätigen seine charakterliche Schwäche.


So entschließt er sich letztlich auch tatsächlich für die Hochzeit mit Käthe von Sellenthin, der attraktiven Adeligen aus reichem Hause. Die Entscheidung trifft er jedoch nicht aus Liebe, sondern aus Vernunftgründen, die sich mit finanziellen Interessen verbinden. Insgeheim hält er seine adelige Ehefrau für etwas albern und oberflächlich, während Lenes Charakter seinem Hang zum einfachen, idyllischen und liebenswerten Leben wesentlich stärker entsprach.


Zitat: Kapitel 6, Botho über einen Brief von Lene mit einigen Fehlern
Wahrhaftig, der Brief ist wie Lene selber, gut, treu, zuverlässig und die Fehler machen ihn nur noch reizender.


Im Grunde seines Herzens hegt Botho einen gewissen Abscheu gegen den Standesdünkel von Offizieren, Politikern und einflussreichen Adeligen, mit denen er sich aus beruflichen und familiären Gründen umgeben muss. Letzten Endes lösen kann er sich von seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen jedoch nicht, woran eher die Gesellschaft seiner Zeit, als er selbst die Schuld trägt. Trotz seiner Vernunftehe mit Käthe wäre es daher verfehlt, dem Premierleutnant des Kaiserlichen Heers Geldgier oder Herzlosigkeit gegenüber Lene unterstellen zu wollen.


Zitat: Kapitel 20, Botho über das Ende der Beziehung
Das war Ostern und wir hatten
einen Sommer lang allerglücklichste Tage. (...)
Und dann kam das Leben mit
seinem Ernst und seinen Ansprüchen. Und das war es,
was uns trennte.


Nach reiflicher Überlegung kommen Lene und Botho beide zu dem Schluss, dass ein zwanghaftes Festhalten an ihrer Beziehung keinen Sinn machen würde. Ein Leben in geordneten gesellschaftlichen Verhältnissen würde damit unmöglich gemacht, Lene würde unter finanziellem Druck und gesellschaftlicher Ächtung gezwungen sein, ihrem Mann zum Militär zu folgen. Dies hätte auch für sie einen gesellschaftlichen Abstieg zur Folge. Ohnehin ist sie diejenige, die durch ihre voreheliche Liebebeziehung mit Botho nicht mehr mit makellosem Ansehen in eine spätere Ehe gehen wird, während die Beziehung für ihn frei von Konsequenzen bleibt.

Botho braucht auch nach dem Ende der Beziehung lange Zeit, um sich aktiv damit auseinandersetzen zu können. So verbrennt er die Liebesbriefe von Lene erst, als er und Käthe schon längst verheiratet sind - ein Schritt, der ihm selbst dann noch sichtlich schwer fällt. Wenngleich ihm diese Erinnerungen schmerzen bereiten ist er aber dennoch fähig, die Beziehung insgesamt objektiv zu bewerten. So begegnet er gegen Ende des Romans einem anderen Adligen in einer sehr ähnlichen Position, wie es Botho zu diesem Zeitpunkt einst war: Er liebt eine Bürgerliche, schätzt das Natürliche an ihr, weiß aber auch, dass eine Ehe niemals möglich sein wird. Nach einiger Überlegung rät Botho diesem, die Beziehung schnellstmöglich zu beenden, um wenigstens nicht zu viele Erinnerungen anzusammeln, die ihn später verfolgen werden.


Zitat: Kapitel 23, Botho zu dem verliebten Adligen
Vorher hat der Adlige angedeutet, er überlege eine Adlige zu heiraten, die Liebesbeziehung mit der Bürgerlichen aber gleichzeitig aufrecht zu erhalten.

Ich warne Sie, hüten Sie sich vor diesem
Mittelkurs, hüten Sie sich vor dem Halben. Was ihnen
Gewinn dünkt, ist Bankrott und was ihnen Hafen
scheint, ist Scheiterung.


Letztlich gewinnt Botho jedoch trotz allem grundsätzliche Zufriedenheit durch die Heirat, die ihm fortan ein ruhiges, geordnetes Leben ermöglicht. So erscheint es wie ein Stück Nostalgie, als er das Grab von Lenes Pflegemutter Frau Nimptsch aufsucht und dort einen Kranz Immortellen niederlegt, wie er es ihr einst bei einem seiner Besuche bei Lene versprochen hat. Frau Nimptsch mochte Botho, der höflich, heiter und frei von Standesdenken mit Lenes kleinbürgerlichem Umfeld umging, ausgesprochen gerne, ebenso die Nachbarin Frau Dörr, die für den Baron und seine guten Umgangsformen schwärmte. Der Roman endet mit der Bekanntmachung von Lenes Hochzeit mit dem Fabrikarbeiter Gideon Franke, die Käthe ihrem Ehemann Botho aus der Zeitung vorliest. Trotz ihres vorehelichen Verhältnisses hat Franke Lene zu seiner Frau genommen - nach einem vorangegangenen Gespräch mit Botho in welchem er noch einmal über Lene nur in den besten Worte sprach.
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