Kapitel 29 (Thema: Effi Briest)

Inhaltsangabe zum 29. Kapitel aus Effi Briest

Schnellübersicht
  • Auf dem Rückweg nach Berlin bekommt Innstetten Zweifel daran, ob das Duell wirklich eine gute Idee gewesen sei.
  • Er überlässt Johanna die Aufgabe, Annie zu erklären, dass sie nun ohne Mutter aufwachsen muss. Johanna ist hocherfreut und empfindet sich als etwas besseres als Roswitha.
  • Johanna und Roswitha streiten über das Duell. Roswitha betrachtet es als sinnlos, Johanna als absolut notwendig.
  • Roswitha wirft Johanna vor, in Innstetten verliebt zu sein.



1. Orte


  • Kessin, Bahnstation
  • Coupé im Zug
  • Berlin, Wohnung Keithstraße
  • Berlin, Ministerium



2. Personen


  • maennlich Baron Geert von Innstetten
  • weiblich Johanna
  • weiblich Roswitha
  • weiblich Annie


werden erwähnt:

  • weiblich Effi Briest
  • maennlich Geheimrat Wüllersdorf
  • maennlich Herr Buddenbrook
  • maennlich Geheimrat/Doktor Rummschüttel
  • maennlich Minister
  • maennlich Doktor Alonzo Gieshübler
  • maennlich Portier
  • weiblich Tochter des Portiers (Lene)
  • maennlich Roswithas Vater
  • Roswithas Kind



3. Inhaltsangabe


Am Abend des Tages an dem das Duell durchgeführt wurde fährt Innstetten wieder nach Hause. Währenddessen ist er nachdenklich und überdenkt sein Handeln. Seine Gedanken beginnen bei der Meinung, die er auch gegenüber Wüllersdorf ausgesprochen hat. Es sei eine gesellschaftliche Anforderungen gewesen, das Problem per Duell zu lösen. Je länger er aber über die ganze Angelegenheit nachdenkt, desto mehr Zweifel bekommt er auch. Zwar sei Rache etwas menschliches und sein Recht gewesen, aber nach allen objektiven Maßstäben sei die Beziehung schon längst verjährt gewesen. Auch im Gesicht des sterbenden Major Crampas glaubt er, solch einen Vorwurf erkannt zu haben. Den Vorwurf, dass er nur aufgrund Prinzipien und Traditionen handle und nicht nach individuellen Gefühlen und Ansichten, wodurch auch seine Taten zur Sinnlosigkeit verdammt seien.
Nun habe er das Duell aber durchgeführt; nun habe er sich und Effi ruiniert.

Erst sehr spät am Tag kommt er zu Hause an. Am nächsten Morgen erklärt er seine Abwesenheit zunächst dem Vorgesetzten, welcher ihm Respekt und Verständnis entgegenbringt. Am Nachmittag erhält er eine Nachricht von Wüllersdorf. Dieser habe die Dinge in Kessin geregelt. Laut Wüllerdorf habe Alonzo Gieshübler völlig aufgelöst auf die Nachricht über die Affäre reagiert. Gar nicht beschreiben will er die Reaktion der Familie Crampas auf die Todesmeldung.

Danach schreibt Innstetten eine Reihe von Briefen. Er übergibt sie Johanna zum abschicken und kündigt ihr an, dass Effi von nun an nicht mehr bei ihnen im Haus leben wird. Sie solle sich nun darum kümmern, Annie langsam und mit viel Fingerspitzengefühl beizubringen, dass diese ab sofort ohne Mutter aufwachsen muss. Johanna ist hocherfreut über das Vertrauen, das Innstetten ihr entgegenbringt (er hätte die Aufgabe schließlich auch an die „Rivalin“ Roswitha geben können).

Allerdings muss sie kurz darauf feststellen, dass sie zumindest doch keinen Informationsvorsprung vor Roswitha besitzt, denn diese hat von der Angelegenheit bereits aus der Zeitung erfahren. Sie streiten beide darüber, ob Innstettens „Problemlösung“ angemessen gewesen sei.
Roswitha kann dem Duell nichts abgewinnen und bezeichnet den Tod Crampas als sinnlos. Die ganze Beziehung sei schon längst verjährt gewesen. Nach dem Duell macht sie sich nun Sorgen um Effi, die sie nach wie vor außerordentlich schätzt.
Johanna nimmt eine gegensätzliche Position ein. Sie verteidigt Innstettens Handeln und ist der Auffassung, dass eine Affäre niemals verjähre. Reichlich hochnäsig wirft sie Roswitha vor, schlichtweg nichts von den Gepflogenheiten im Adel zu verstehen, daher könnte diese auch den Tod Crampas nicht nachvollziehen, der absolut notwendig gewesen sei. Innstetten habe schon allein deshalb keine andere Wahl gehabt, weil ihn sonst möglicherweise die anderen Adligen gar gemieden hätten. Außerdem sei ohnehin nicht Innstetten an der ganze Sache schuld gewesen, sondern Roswitha selbst. Schließlich habe sie den Nähtisch nach Annies Verletzung aufgebrochen, um die Binde zu suchen – und dabei die alten Briefe herausgeholt.
Verständlicherweise kann und will Roswitha diese Argumentation von Johanna nicht nachvollziehen. Dafür wirft sie ihr vor, in Innstetten verliebt zu sein. Johanna lacht nur darüber, beendet aber daraufhin möglichst schnell das Gespräch.



4. wichtige Textstellen


Zitat: XXIX
Innstetten:

Aber wo fängt (..) [die Verjährung] an? Wo liegt die Grenze? Zehn Jahre verlangen noch ein Duell, und da heißt es Ehre, und nach elf Jahren oder vielleicht schon bei zehnundeinhalb heißt es Unsinn. Die Grenze, die Grenze. Wo ist sie? War sie da? War sie schon überschritten?

Zitat: XXIX
Innstetten:

Wenn ich mir (..) [Major Crampas’] letzten Blick vergegenwärtige, resigniert und in seinem Elend doch noch ein Lächeln, so hieß der Blick: 'Innstetten, Prinzipienreiterei ... Sie konnten es mir ersparen und sich selber auch.' Und er hatte vielleicht recht.

Zitat: XXIX
Roswitha:

(...) alles soll leben. Ich bin nicht für Totschießen (...). Aber bedenken Sie doch, Johanna, das ist ja nun schon eine halbe Ewigkeit her, und die Briefe, (...) die sahen ja schon ganz gelb aus, so lange ist es her. Wir sind ja nun schon über sechs Jahre hier, und wie kann man wegen solcher alten Geschichten [jemanden töten]...

Zitat: XXIX
Johanna:

Und wenn man immer in vornehmen Häusern gedient hat ... aber das haben Sie nicht, Roswitha, das fehlt Ihnen eben ... dann weiß man auch, was sich paßt und schickt und was Ehre ist (...)

Zitat: XXIX
Johanna:
(...) und wenn der gnäd'ge Herr nichts getan hätte, dann hätten ihn die vornehmen Leute 'geschnitten'. Aber das Wort kennen Sie gar nicht, Roswitha, davon wissen Sie nichts.

Roswitha:
Nein, davon weiß ich nichts, will auch nicht; aber das weiß ich, Johanna, daß Sie in den gnäd'gen Herrn verliebt sind.

Kommentare (3)

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Wir bitten um ihr Verständnis.
Der Kommentar, das Rache etwas menschliches sei, war meiner persönlichen Meinung nach eher so gemeint, das er es wesentlich einfacher gehabt hätte, wenn er aus Rache oder Hass gehandelt *hätte*. Die Gründe für das Duell waren aber nicht in Innstettens Seele, sondern in seinem Verstand anzutreffen - und der kann Zweifeln...
Kendrix (Gast) #
..ist ja fast besser als jede Seifenoper.

Gruß und Dank an den Autor
ArnoSwarzeneger (Gast) #
1000 dank,eure zusammenfassung ist wirklich toll:)
Mehtap (Gast) #
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